26 September 2006

 

Abbiegen oder geradeaus ?

Es gibt Links, es gibt Rechts und es gibt die Vernunft.

25 September 2006

 

Save the Royals

Wie vielerorts täglich bewiesen, schliessen sich Monarchie und Demokratie nicht gegenseitig aus. Ich wage die Behauptung, dass sie gemeinsam einen Staat sogar besser machen können. Zur Zeit stellt Thailand einen Prüfstein für diese Hypothese dar. Nicht dass ein Militärputsch ein Qualitätsmerkmal einer funktionierenden Demokratie darstellen würde, aber mit Monarchie können chaotische Perioden weit besser gemeistert werden. Beispiele: Die endlos furchtbaren Militärputschs in Lateinamerika, die nur Unrecht und Verderben bringen (brachten?) (mit seltenen Ausnahmen). Die französische Revolution war ein voller Erfolg –bis 1793 dem König der Kopf abgehackt wurde. Danach war sie nur noch ein Blutbad. Die Monarchie stellt – wenn sie konstitutionell abgestützt ist – einen Riegel gegen totalitäre Machtansprüche dar. Dies wurde besonders in Spanien deutlich, als nach der demokratischen Transition der König einen Putschversuch erfolgreich vereitelte. Ich gebe zu, es ist im Zeitalter der aufgeklärten Verklärung und des republikanischen Monotheismus schwer, rationale Argumente für eine Monarchie aufzustellen, aber die Erfahrung lehrt, dass neue Ideen selten bereits voll ausgereift erscheinen und immer durch ihr Gegenteil relativiert werden müssen. Dies gilt auch für die Idee der Demokratie, die übrigens zunächst gleich in diejenige des Sozialismus und andere Monstrositäten mündete, als der Unterschied zwischen Gleichberechtigung (Anspruch auf gleiche Rechte) und Gleichschaltung (gleicher Anspruch auf alles, ohne Rechte) noch nicht deutlich geworden war.

Für die Schweiz gilt dies alles natürlich nicht. Einerseits gibt es hierzulande keine "chaotischen Perioden" und andererseits hat die charismatische Legitimationsgrundlage der Monarchie in der Schweiz keinen geeigneten Nährboden (oder es bräuchte so etwas wie eine vererbbare Heptarchie).

 

Kosi, Kosa

Ein sehr merkwürdiges Abstimmungsergebnis, letztes Wochenende. Im Fall Kosa war es eindeutig ein Sieg der Vernunft. Allerdings war die Vorlage so komplex und die wahren Konsequenzen wohl nur so schwer kommunizierbar, dass dieses Ergebnis eine unverhofft gute Überraschung darstellt. Hut ab dem Wahlvolk und der (halb-)direkten Demokratie, der die Bürger einmal mehr gerechter geworden sind als die Eliten dies wahr haben wollen. Und wenn die Initianten jetzt noch darüber weinen, dass sie "nicht einmal" von der SVP unterstützt worden waren, und deshalb verloren haben, dann sagt das eigentlich schon alles. (Allgemein rufen SP/SVP unheilige Allianzen gegen die Mitteparteien in mir primär einen Brechreiz aus.)
Die Gewinner sind die Demokratie, die Steuerzahler, Bund, Gemeinden, Kantone und last but not least auch die AHV, bzw. die zukünftigen Rentner. Die demografischen Grundprobleme der AHV wären durch die Initiative unverändert geblieben. Deshalb ist es jetzt auch grundfalsch zu behaupten, dieser oder jener müsse nun sagen wie es mit der AHV weiter gehen soll. Weiterhin muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen Erhöhung des Rentenalters, Kürzung der Leistungen (an die, die es nicht nötig haben) und Erhöhung der Beiträge oder Steuern. Wundermittel gibt es nicht, und die Erhöhung der Quote der nicht-Erwerbstätigen wird finanziell so oder so zumindest ein bisschen Weh tun müssen.

18 September 2006

 

Papst, Islam und Humbug +



"It's all just Humbug" musste der mächtige Zauberer von Oz zugeben, als sein Schwindel offenkundig wurde. Der Papst und sein schönes Geschwätz* von Vernunft und Religion kommen bei mir etwa ähnlich an, wie die Rauch- und Lärminszenierung des Zauberers. Alles Humbug. Wenn ich aber dann die Reaktion mancher (gewiss nicht aller?) Moslems sehe, kommt mir der grosse mächtige Papst eben halt fast wieder sympathisch vor. Immerhin meint der das alles nicht böse, im Gegensatz zu den Fanatikern, die mit AK-47, Hassparolen und leider eben auch Koranen herumfuchteln. Auch der Zauberer von Oz war im Grunde ein gutherziger Mensch, etwas zu versessen auf öffentliche Anerkennung, aber von irgend etwas musste er ja leben, die Nachfrage nach seinen Diensten war ja vorhanden.

Fazit: im Prinzip gegen die geistliche Hierarchie, aber im Zweifelsfall doch dafür. Schliesslich ist vielleicht auch die Vernunft nur ein transzendenter Schwindel ;)

* Nachtrag: Unter "Geschwätz" verstehe ich vor allem die Stellungnahmen des Vatikans zu aktuellen Fragen (teilweise gar unter dem Deckmantel der Unfehlbarkeit), dessen politische Aspirationen und die Verritualisierung des Glaubens. Mit den Aussagen des Papstes anlässlich seines kürzlichen Vortrages habe ich dagegen keine Mühe, finde ihn äusserst interessant und schliesse mich den Schlussfolgerungen (die Argumentation ist dagegen etwas kurz) fast vorbehaltlos an. Eine andere Einschätzung habe ich allerdings von Kant. Dieser stellt philosophiegeschichtlich zwar in der Tat einen Meilenstein in der "de-Hellenisierung" dar, systematisch gesehen allerdings nicht. Kant schafft nicht das Denken an sich beiseite, um dem Glauben Platz zu machen (wie dies dann seine Epigonen taten), sondern eine bestimmte Denkweise. Diejenige nämlich, die den spezifischen Umständen des Denkers und seinen Erkenntnismöglichkeiten keine genügende bzw. zuviel Beachtung schenkt. Kants Schlussfolgerungen betreffend Urteilskraft kommen denn auch sehr Nahe an diejeningen von Platon im Phaidon. Aus ähnlichen Überlegungen kann sich auch der Islam die "de-Hellenisierung" nicht erlauben, sondern muss sie analog zum Christentum bekämpfen um nicht innerlich inkohärent zu werden; das umstrittene Zitat von Manuel II Palaiologos war in diesem Zusammenhang deshalb deplaciert.


04 September 2006

 

Ein Minarett in der Schweiz ? Ja, gerne.

Warum nicht ? Warum nicht auch den hiesigen Baustil respektieren. Persönlich mag ich Flachdächer am liebsten. Will man jedoch etwas so kreatives bauen, dann ist das ein Hürdenlauf sondergleichen. Warum soll dies bei einer Moschee anders sein?

Also, ich sage nicht, dass Minarett müsse ein Flachdach haben, aber je nach Region können Moscheen ganz anders aussehen. In China zum Beispiel:



Im Übrigen hatten die Moslems bisher keine Probleme mit der europäischen Architektur, wie die "St.Johannes" Moschee in Damaskus zeugt:



Warum nicht so etwas in der Art:



Wer je schon in Marokko war, wird sicherlich die Ähnlichkeit zwischen marokkanischen Minaretten und spanischen Kirchtürmen bemerkt haben...

This page is powered by Blogger. Isn't yours?