01 Oktober 2009

 

Polanski und Kadhafi

Der Schweiz fehle es an "Finesse", wurde gemeint. Die Fälle Polanski und Kadhafi zeigten das; man könne so wichtige Leute nicht einfach einlochen.

Wie tief müssen wir noch fallen, bis wir endlich zur Vernunft gelangen? Bei Kadhafi zeigte sich die Schweiz tatsächlich sehr unbeholfen, denn der hatte einen diplomatischen Pass (auch wenn der eigentlich kein richtiger war, den er aber doch irgendwie hatte...). Der Sinn von diplomatischen Pässen ist es, internationale Krisen zu vermeiden(!). Bei Verstössen gegen die "Gastfreundschaft" werden deren Träger höflich hinausgebeten. Über Moral oder Unmoral kann man sich streiten, aber offizielle Abgesandte anderer Staaten sind vor dem Gesetz eben nicht gleich.

Bei Hollywood Stars gibt es dagegen keine solchen Gründe, um über deren Verbrechen einfach hinweg zu sehen. Je weniger der Rechtsstaat umgangen werden kann, desto besser und zwar auch und vor allem bei bekannten Persönlichkeiten, weil da die Glaubwürdigkeit des Rechtssystems auf dem Spiel steht. Trotz einiger Mängel habe ich mehr Vertrauen in die Justiz (auch in die amerikanische) als in die Selbstjustiz von Medien- oder Kulturschaffenden. Selbstjustiz ist es nämlich, was da versucht wird, nur dass es nicht darum geht, den Verdächtigen gleich zu erhängen, sondern einfach laufen zu lassen. In beiden Fällen kommt das Rechtssystem etwa gleich schlecht weg! Und wenn ein oder zwei französische Minister das anders sehen, so bin ich mit meiner Meinung beruhigt, weil dort die Gewaltentrennung, die mir lieb ist, auch in anderen Fällen nicht sehr förmlich genommen wird.

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