18 September 2006

 

Papst, Islam und Humbug +



"It's all just Humbug" musste der mächtige Zauberer von Oz zugeben, als sein Schwindel offenkundig wurde. Der Papst und sein schönes Geschwätz* von Vernunft und Religion kommen bei mir etwa ähnlich an, wie die Rauch- und Lärminszenierung des Zauberers. Alles Humbug. Wenn ich aber dann die Reaktion mancher (gewiss nicht aller?) Moslems sehe, kommt mir der grosse mächtige Papst eben halt fast wieder sympathisch vor. Immerhin meint der das alles nicht böse, im Gegensatz zu den Fanatikern, die mit AK-47, Hassparolen und leider eben auch Koranen herumfuchteln. Auch der Zauberer von Oz war im Grunde ein gutherziger Mensch, etwas zu versessen auf öffentliche Anerkennung, aber von irgend etwas musste er ja leben, die Nachfrage nach seinen Diensten war ja vorhanden.

Fazit: im Prinzip gegen die geistliche Hierarchie, aber im Zweifelsfall doch dafür. Schliesslich ist vielleicht auch die Vernunft nur ein transzendenter Schwindel ;)

* Nachtrag: Unter "Geschwätz" verstehe ich vor allem die Stellungnahmen des Vatikans zu aktuellen Fragen (teilweise gar unter dem Deckmantel der Unfehlbarkeit), dessen politische Aspirationen und die Verritualisierung des Glaubens. Mit den Aussagen des Papstes anlässlich seines kürzlichen Vortrages habe ich dagegen keine Mühe, finde ihn äusserst interessant und schliesse mich den Schlussfolgerungen (die Argumentation ist dagegen etwas kurz) fast vorbehaltlos an. Eine andere Einschätzung habe ich allerdings von Kant. Dieser stellt philosophiegeschichtlich zwar in der Tat einen Meilenstein in der "de-Hellenisierung" dar, systematisch gesehen allerdings nicht. Kant schafft nicht das Denken an sich beiseite, um dem Glauben Platz zu machen (wie dies dann seine Epigonen taten), sondern eine bestimmte Denkweise. Diejenige nämlich, die den spezifischen Umständen des Denkers und seinen Erkenntnismöglichkeiten keine genügende bzw. zuviel Beachtung schenkt. Kants Schlussfolgerungen betreffend Urteilskraft kommen denn auch sehr Nahe an diejeningen von Platon im Phaidon. Aus ähnlichen Überlegungen kann sich auch der Islam die "de-Hellenisierung" nicht erlauben, sondern muss sie analog zum Christentum bekämpfen um nicht innerlich inkohärent zu werden; das umstrittene Zitat von Manuel II Palaiologos war in diesem Zusammenhang deshalb deplaciert.


Comments:
Danke! Frau Kosmopoliteia, danke!
 
Gern geschehen.
gez. Philipp du Plex
 
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