Kosmopoliteia

Es geht uns zu gut. Das liest man immer wieder. Eigentlich ist das ein Grund, uns zu freuen. Das relativiert auch die sich während den Wahlen abspielende Polit-farce. Die Politik in der Schweiz ist zwar blockiert, aber da die meisten unserer Probleme eigentlich gelöst sind, ist das nur halb so schlimm (wer's nicht glaubt, reise mal irgendwo in's Ausland). Was es braucht sind einige ganz kleine Reformen, um zu verhindern, dass dieses langweilige Schiff vom Kurs abkommt. Der Binnenmarkt sollte ein richtiger Markt werden, die AHV-Finanzierung muss sichergestellt werden, ebenso die IV. Einige Öko-Steuern könnten eingeführt werden, die den Benzinpreis verdoppeln (damit können wir so tun, als könnten wir den Klimawandel rückgängig machen) (dann könnten wir endlich auch die Stempelsteuer abschaffen). Es sind ganz wenige Dossiers, die wirklich zählen. Zu wenige eben, um unterhaltsam zu sein. Am schlimmsten ist eigentlich, dass ausgerechnet die am meisten eingemotteten Bünzlis - die nie aus ihrem Kaff gekommen - sind für den grössten Aufruhr und für grosse Schlagzeilen in den Medien sorgen.

Also, bewegt Euch, liebe Leser und überlasst das Feld nicht den Schlafmützen !

Der Fall Roschacher war für mich nie ein Rätsel, und zwar wegen der Gründe welche gegen ihn vorgeführt wurden. Man wollte sich von einem ungemütlichen Bundesanwalt (sprich Ermittler) trennen. Die Presseartikel gegen Roschacher waren fachlich allesamt ohne Fundament. Die Verwendung eines Drogenhändlers und kriminellen als Informanten entspricht der polizieilichen Praxis in solchen Fällen. Welches ist die einzig plausible ökonomische Motivation für die Kampagne und den unter bizarren Verhältnissen herbeigeführten Rücktritt des ehemaligen Bundesanwalts?

Die kürzlich veröffentlichte "Liste" ist ein kleines zusätzliches Element. Und vielleicht der Anlass, das Schweigen zu brechen. Was bedetuet denn all dies für die Glaubwürdigkeit der Schweiz, ihres Finanzsystems (sind wir alle Geldwäscher?) und ihrer Regierung ? Ich will diese Frage hier nicht beantworten, aber mich dünkt Frau alt-Bunderätin Kopp musste wegen weit weniger schlimmen Machenschaften zurücktreten...