30 März 2009

 

Gold, SDRs,geldpolitische Regeln, Keynes und Schumpeter

Der Goldstandard wurde den Wirtschaftpolitikern in den 30er Jahren zum Verhängnis. Die unbeholfenen Versuche, die Golddeckung der Währung zu sichern war wohl mit ein Grund für das Ausmass der damaligen Weltwirtschaftskrise. Die (meist temporäre) Aufgabe des Goldstandards bzw. Abwertung der Währung war es meist auch, welches das Ende der Rezession einläutete.
Verrückt müsste man sein, wollte man den Goldstandard gerade jetzt dennoch wieder einführen, auch wenn das manchen Verwaltern einer nicht-konvertiblen Währung dennoch durch den Kopf geht: der chinesische Zentrabankvorsitzende Xiaochuan will den SDR (allenfalls mit Rohstoffdeckung) zur neuen Leitwährung der Welt emporhieven.
Goldstandard und/oder eine international überwachte Leitwährung hätten die zentrale Eigenschaft, kaum für nationale Zwecke missbraucht werden zu können. Angesichts dessen, wie in den letzten Jahren mit dem US-Dollar umgegangen wurde, eigentlich eine lapidare Minimalforderung. Zwar wäre die Einführung eines Goldstandards zum jetztigen Zeitpunkt eine Katastrofe (weil wir uns, wie damals Münchhausen, nicht mehr aus dem aktuellen Sumpf an den eigenen Haaren herausinflationieren könnten). Aber hätte es den seit etwa 1998 gegeben, dann hätte die aktuelle Krise kaum entstehen können.
Der Goldstandard wäre so etwas wie eine selbstbeschränkende geldpolitische Regel: dem Geldmengen- und Kreditwachstum wären in der Hochkonjunktur enge Grenzen gesetzt. Im Fall von ausserordentlichen Ereignissen, insbesondere einer systemischen Krise, könnte der Deckungsgrad reduziert werden. Im Fall einer SDR-Weltwährung könnte eine koordinierte Abwertung dieser Leitwährung erfolgen.

Fazit: der Goldstandard ist zwar nicht krisentauglich aber dient vortrefflich zur Vorbeugung.

N.B.: Keynes wollte schluss machen, mit dem Untier der globalen Finanzkrise und wollte deshalb eine globale Leitwährung, den Bancor, einführen. Stattdessen haben wir heute Bretton-Woods (light) nicht mehr, dafür eine globale Finanzkrise nach der anderen. Ich bin zwar kein Keynesianer, aber was die Transition zwischen zwei "Steady-states" betrifft, hat die Neoklassik (auch in der modernen Form des Neokeynesianismus) vollständig versagt. Bei der Wirtschaftpolitik geht es aber um nichts anderes, als darum sicherzustellen, dass ein neuer Steady-state erreicht werden kann. Falsche Wirtschaftspolitik kann dies verhindern, insbesondere wenn sie die falschen konzeptuellen Instrumente anwendet. Allgemeine Gleichgewichte werden bestenfalls langfristig erreicht (oder angenähert), aber die Welt ändert sich täglich. Was es braucht, ist sind Erklärungen für kurz- bis mittelfristige Wechselwirkungen und Verschiebungen.
Um die heutige Wirtschaftslage zu verstehen taugen die gängigen Modelle nichts, davon bin ich jeden Tag etwas mehr überzeugt. Deshalb vielleicht erlebt Keynes nun eine neue Blüte. Keynes liefert Konzepte, um die aktuelle Lage zu verstehen. Aber er ist nicht der einzige: Mir (noch) lieber sind die "evolutionären" Ökonomen, ähnlich der Österreichischen Schule, allerdings mit ein bisschen weniger ideologischer Verfärbung. Hayek und Schumpeter lassen grüssen. Es ist fast wie in der Filosofie, wo seit Platon niemand mehr etwas nennenswertes beizufüge wusste (ausser vielleicht der alte Immanuel).

20 März 2009

 

Von Indianern und Kampfflugzeugen


Wer sagt, die Schweiz bräuche keine Kampfflugzeuge ? Nur, sollten wir uns die Lieferanten vielleicht anderswo suchen. Jenseits der Memel z.B. verkaufen sie billige Mig-35 oder Su-34. Zum Teufel mit Eurofighter, Rafale und (den ohnehin nicht verkäuflichen) F-22.

Ist natürlich nur ein Witz, nach der (fast kompetitiven) Abwertung des Schweizerfrankens dürfte unser Sympathiekapital im Ausland bereits genügend angeschlagen sein. Aber allzu einfach sollen die unsere Nachfrage nach Fliegern ja auch nicht haben.

Verdient haben wir es selbstverständlich nicht, durch den Dreck gezogen zu werden, genauso wenig es die Indianer verdient haben, von der Cavallerie gemetzelt zu werden. Der Vergleich mit den Indianern trifft wohl besser zu, als es gewissen Deutschen lieb sein dürfte. Was uns nicht daran hindern sollte, ein gewisses Selbstbewusstein an den Tag zu legen. Das das "Bankgeheimnis" gewissen Staaten, welche mit ihren "Bürgern" Steueroptimierung betreiben, ein Dorn im Auge ist, ist irgendwo verständlich. Doch dies ist noch lange kein Grund, sich noch freiwillig in die Lage des Sündenbocks zu begeben. Denn wo in des einen Auge ein Dorn ist, ist bekanntlich in des anderen Auge ein Balken. (Interessenten würde ich gerne erklären, wie sie, nicht offshore, sondern in Paris oder London ganz legal Steuern hinterziehen können - wenn ich etwas weniger Skrupel hätte).




05 März 2009

 

Villiger, allen Unkenrufen zum Trotz

Dass alt-Bundesrat Villiger ins UBS Verwaltungsratspräsidium gehievt wird, mag erstaunen. Ist der Überraschungseffekt einmal vorüber, erscheint dieser Zug aber doch ziemlich nachvollziehbar. Villiger ist integer, hat weitläufige Erfahrung (auch weniger glückliche), ist komplementär zu Grübel (letzterer braucht Banken-Know-how viel dringender als der VR). Unter Villiger als Finanzminister wurde der Schuldenzuwachs gestoppt, die Schulden stiegen nur noch weil gegen Ende der 90er Jahre implizite Schulden explizit ausgewiesen wurden. Seither sind sie (nur dank der Hochkonjunktur?) markant gesunken. Villiger hat auch die Schuldenbremse eingeführt (an welcher der aktuelle Finanzminister gegenwärtig herumbastelt). Das und anderes zeugt sicher nicht von Führungsschwäche. Kurzum, Villiger ist ein Symbol für die lange Frist in einer durch die kurze Frist verseuchten Welt und hat Sachverstand zur genüge, was Finanzfragen betrifft und kennt darüber hinaus noch die politisch relevanten Dossiers. Viel erstaunlicher als Villigers Kandidatur ist deren kühle Aufnahme durch die Öffentlichkeit. Angesichts der gegenwärtigen Öffentlichkeit aber womöglich kein schlechtes Zeichen.

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